Traumatherapie

Ein Trauma ist ein überwältigendes und/oder unerwartetes Ereignis, das die individuellen Fähigkeiten eines Menschen übersteigt, mit dem Problem fertig zu werden. Wir begeben uns dann in einen veränderten Bewusstseinszustand - den Überlebensmodus. Können wir uns nicht erfolgreich gegen die Bedrohung wehren, kann es passieren, dass wir im Überlebensmodus stecken bleiben. Das führt zu einem dauerhaft erhöhten Stresspegel mit einer Vielzahl von Symptomen.

Unsere Reaktionen auf Bedrohungen sind wie bei allen Säugetieren instinktiv. Es gibt drei angeborene Überlebensstrategien: Flucht, Kampf und Todstellreflex (Immobilität). Ist es uns in einer bedrohlichen Situation nicht möglich zu kämpfen oder zu fliehen, bleibt nur noch die Erstarrung (Todstellreflex). Bleiben wir dann zu lange in diesem Zustand kann sich für diese bedrohliche Situation bereitgestellte Energie nicht wieder entladen und die hohe Aktivierung im Nervensystem bleibt bestehen.

Daraus können sich auch nach Jahren sogenannte stress- oder posttraumatische Belastungsreaktionen mit Symptomen wie:

  • Übererregbarkeit, Angst und ein Gefühl der Hilflosigkeit, Panik
  • existentielle Verzweiflung, Depression, Verleugnung
  • Abspaltung und Dissoziation
  • Scham und mangelndes Selbstwertgefühl
  • Sucht
  • Unfähigkeit zu lieben und Bindungen mit anderen Menschen einzugehen,
  • selbstverletzendes Verhalten,
  • Überaktivität, Überempfindlichkeit, Schlaflosigkeit, Erschöpfung,
  • chronische Schmerzen, Migräne und vieles mehr entwickeln.

Ursache von Traumen kann Gewalt, Missbrauch, Unfall, eine schwere Krankheit oder Operation sowie der Verlust eines nahen Menschen sein. Jedoch können Menschen, insbesondere Kinder, von augenscheinlich gewöhnlichen, alltäglichen Ereignissen wie Stürzen und sogenannten kleinen Verletzungen, medizinischen und zahnmedizinischen Behandlungen, mangelnder Bindung, allein gelassen werden, plötzlichen lauten Geräuschen, vor allem bei einer Anhäufung von kleinen Unglücken überwältigt werden.

Diese posttraumatischen Symptome werden in der Trauma-Lösung nicht als pathologisch angesehen, sondern primär als eine angemessene Antwort auf eine bedrohlich erfahrene Situation, die im Laufe der Zeit zu einer fixierten Form erstarrt ist.

Inhalte einer Traumatherapie

In den meisten Fällen umfasst eine Traumatherapie nach einer eingehenden Diagnostik drei Phasen: 

  • Stabilisierungsphase
  • Phase der Traumaexposition/Traumakonfrontation
  • Integrationsphase

Stabilisierungsphase

Der erste Schritt innerhalb einer Traumatherapie nennt sich Stabilisierungsphase. In dieser Phase wird an einer möglichst weitreichenden Wiedererlangung von körperlicher und seelischer Stabilität gearbeitet.

Dazu gehören neben der Behandlung evtl. entstandener körperlicher Erkrankungen und Verletzungen die Schaffung relativer innerer und äußerer Sicherheit (soweit das möglich ist). Darüber hinaus erlernt die Patientin/der Patient in dieser Phase neben einem guten Verständnis für die Erkrankung Fähigkeiten zur Regulation von Gefühlen und innerer Anspannung, Fähigkeiten zur Selbstfürsorge und den Umgang mit Krisen (z.B. selbstverletzendes Verhalten; Suizidalität).

Phase der Traumaexposition/Traumakonfrontation

Die Phase der Traumaexposition/Traumakonfrontation dient der behutsamen, therapeutisch sinnvollen Konfrontation mit dem Trauma (beziehungsweise den Traumata). Das Ziel ist es dabei, das Erlebte zu verarbeiten und in die eigene Vergangenheit integrieren zu können. So sollen die versprengt im Gehirn abgelegten Informationen der traumatischen Situation/Situationen ((Bilder, Gefühle, Körpergefühle  und  die daraus häufig resultierenden negativen Kognitionen/Überzeugungen)  miteinander zu  verbinden   und  es  dem Gehirn so möglich zu machen, diese als zusammengehörige Informationen und als Vergangenheit zu archivieren.

Dabei helfen traumafokussierende Verfahren wie EMDR, IRRT, Hypnotherapie und Ego-State-Therapie, Brainspotting.

Integrationsphase

Während der Integrationsphase wird die Einordnung des Erlebten in die persönliche  Lebensgeschichte als Teil des eigenen Lebens angestrebt. Dabei soll es Zeit und Raum geben für  angemessene Trauer, über das, was war – das, was nicht mehr möglich sein wird (z. B. gute Kindheit) - und das, was vielleicht bleiben wird (z. B. körperliche Fähigkeiten, die man seit dem Trauma nicht mehr zur Verfügung hat). Die Auseinandersetzung mit Emotionen wie Wut (mögliche Täter betreffend) und die Überprüfung der aktuellen Lebenssituation (Beziehungen, Arbeit,  Lebensraum  usw.) sind weitere Bestandteile der therapeutischen Arbeit in dieser Phase. Ein Ziel dieser Phase ist es, sich mit  der  eigenen  Vergangenheit  auszusöhnen  und  sie  (als schmerzlichen Teil) zu  akzeptieren.

 

Nicht was, sondern wie man erträgt, ist wichtig.

Seneca (römischer Philosoph)